Tag 9: Auf dem Freedom Trail durch Boston

Du bist hier: Tag 9 von 30 der Reisebeschreibung „Rundreise USA NORDOSTEN“

Fahrstrecke:
Hotel -> wenige Meilen -> Boston Common Garage -> wenige Meilen -> Hotel (2. Nacht in Boston)

Heute erfährst du auf dem Freedom Trail viel über die amerikanische Unabhängigkeitsbewegung. Mit dem Wasser-Shuttle und der U-Bahn geht es zurück zum Ausgangspunkt.

Wer noch nie in Boston war, verbindet die größte Stadt in den Neu-England-Staaten häufig nur mit der Boston Tea Party, vielleicht mit dem Boston Symphony Orchestra und seit ein paar Jahren mit dem traurigen Ereignis vom 15. April 2013, als beim Boston Marathon zwei Bomben explodierten, drei Menschen starben und Hunderte verletzt wurden. Doch die Hauptstadt von Massachusetts ist viel mehr. Hier treffen Geschichte und Moderne unmittelbar aufeinander. Boston verfügt über eine europäisch geprägte Altstadt vor einer typisch amerikanischen Skyline. Wie in New York City gibt es in Boston eine Chinatown und ein Little Italy. Im benachbarten Cambridge befinden sich die berühmte Harvard Universität und das Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Der Zeitplan in Boston ist eng gesteckt. Ich empfehle, so zu planen, dass du dich um 9 Uhr auf den Weg machen kannst und das vorletzte Ziel auf dem Freedom Trail, das Bunker Hill Monument, rechtzeitig erreichst. Die letzten kostenlosen Tickets für den Zugang zum gut 67 Meter hohen Obelisken mit seiner grandiosen Aussicht über Boston werden um 16 Uhr für 16.30 Uhr ausgestellt, im Sommer eine Stunde länger.

Boston im Überblick

i Boston Common Visitor Information
1 State House
2 Park Street Church
3 Granary Burying Ground
4 King’s Chapel
5 Omni Parker House
6 Old City Hall
7 Old Corner Bookstore
8 Old South Meeting House
9 Benjamin Franklin Birth Place
10 Old State House
11 Faneuil Hall
12 Quincy Market
13 New England Holocaust Memorial
14 Union Oyster House
15 Bell in Hand Tavern
16 Paul Revere House
17 Paul Revere Mall
18 Old North Church
19 Copp’s Hill Burying Ground
20 Bunker Hill Monument & Museum
21 USS Constitution
22 Charlestown Commuter Ferry
23 Long Wharf

Boston Common Garage

Für das Navigationsgerät:
Charles Street, Boston, MA 02116

Du fährst zur Boston Common Garage, die unter dem Westteil der Parkanlage Boston Common im Herzen von Boston liegt. Die Zufahrt befindet sich nach der Abzweigung von der Boylston Street in der Charles Street auf der rechten Seite. Von der Tiefgarage durchquerst du den Park nach Osten in Richtung der Hochhäuser. Die Visitor Information ist in einem großen Kiosk an der Tremont Street untergebracht, etwa 300 Meter südlich des State House.

Der Park Boston Common geht zurück auf das Jahr 1634 und ist damit der älteste öffentliche Park in den USA. Die Bezeichnung „Common“, im Sinne von „Gemeinschaft“, rührt daher, dass die Bostoner Bürger seinerzeit Geld sammelten, um das Land für den Park zu erwerben. Der Boston Common ist regelmäßiger Schauplatz von Veranstaltungen.

Der Freedom Trail wurde 1958 eingerichtet. Allein die Bezeichnung „Freedom Trail“ (Freiheitspfad) hat eine große Strahlkraft und steht für die Vereinigten Staaten von Amerika als Verfechter der Freiheit. Der 5,5 km lange Weg führt entlang zahlreicher historischer Gebäude. Eine rote Linie im Straßenbelag weist den Weg, er beginnt am Eingang der Boston Common Visitor Information. Dort kannst du dir eine ergänzende Karte besorgen. Auf dem Vorplatz bieten Stadtführer in historischen Kleidern ihre Unterstützung an. Offiziell umfasst der Freedom Trail 16 Stationen. Ich habe der Tour verschiedene interessante Ziele hinzugefügt, die ohnehin auf dem Weg liegen.

Auf dem Freedom Trail durch Boston

Von der Visitor Information bis ins North End von Boston ist der Freedom Trail auf 3 km mit reichlich Sehenswürdigkeiten gespickt. Die weiteren 2,5 km führen dich auf die andere Seite des Charles River zu den beiden letzten Höhepunkten der Tour.

Erster Anlaufpunkt ist das Massachusetts State House, der Sitz der Regierung von Massachusetts. Das markante Gebäude mit seiner glänzenden Kuppel ist schon von weitem zu sehen. Ursprünglich war die Kuppel von Paul Revere (siehe nachfolgend) in Kupfer ausgeführt. Die Folge war jedoch Grünspan, vergleichbar mit der Verfärbung der Freiheitsstatue, so dass die Kuppel vergoldet wurde. Die Besichtigung ist kostenlos. Nach einer Sicherheitskontrolle darfst du dich erstaunlicherweise frei im Haus bewegen. Du verschaffst dir jedoch nur einen kurzen Eindruck von den imposanten Treppenaufgängen und Fluren und verlässt das Gebäude gleich wieder. Denn der Tag ist noch lang und es gibt noch viel zu sehen. Am Wochenende ist das State House geschlossen.

Massachusetts State House

Die goldene Kuppel des Massachusetts State House glänzt in der Sonne

Beacon Hill

Auf der Anhöhe links hinter dem Regierungsviertel liegt der Stadtteil Beacon Hill, die teuerste Wohngegend der Stadt rund um die Louisburg Square. Herausgeputzte Stadthäuser mit schmucken Haustüren, Türklopfern und schmiedeeisernen Feuerleitern versprühen den Charme des 19. Jahrhunderts, insbesondere in der kopfsteingepflasterten Acorn Street. Entsprechend eng geht es zu. In dem Geflecht aus Einbahnstraßen herrscht große Parkplatznot. Wer es sich leisten kann, dort zu wohnen, den trifft man beim Gassigehen mit extravaganten Hunden. Ein Spaziergang durch Beacon Hill würde aber zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Den kannst du dir für heute Abend vornehmen.

Vom State House folgst du dem Freedom Trail durch den Boston Common entlang der Park Street bis zur Tremont Street. An der Ecke Park Street/Tremont Street triffst du auf die Park Street Church von 1809.

Stündlich erklingen ganze Musikstücke aus dem Glockenturm, unter anderem auch die vom Big Ben in London bekannte Klangfolge. Am 4. Juli 1832 wurde hier erstmals das patriotische Lied „My Country, ’Tis of Thee“, auch bekannt als „America“, gesungen. Die Melodie entspricht der englischen Nationalhymne „God Save The Queen“.

Neben der Kirche befindet sich der historische Granary Burying Ground. Hier liegen mit Samuel Adams, John Hancock und Paul Revere (siehe nachfolgend) drei Helden der Amerikanischen Revolution begraben. Erstere waren Mitunterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, Samuel Adams außerdem der maßgebliche Organisator des Aufstands, der zur Boston Tea Party führte (siehe morgen). Auch die Opfer des Boston Massakers (siehe nachfolgend) wurden hier beigesetzt. Der Friedhof erhielt seinen Namen aufgrund seiner Nähe zu Bostons ältestem Getreidespeicher (granary).

Der Granary Burying Ground

Schräg gegenüber der folgenden Kreuzung mit der School Street befindet sich die King’s Chapel mit dem ältesten Friedhof von Boston. Hier ruht William Dawes, der als Expressreiter zusammen mit Paul Revere in der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung zu Ruhm kam (siehe Tag 12).

Bestimmt fallen dir die seltsamen bunten Wagen mit der Aufschrift „Boston Duck Tours“ auf. Die Nachbauten von Amphibienfahrzeugen aus dem 2. Weltkrieg werden für Stadtrundfahrten verwendet. Die Fahrzeuge sind schwimmfähig und ein Teil der Strecke führt über den Charles River.

Du folgst dem Freedom Trail nach rechts entlang der School Street. Auf der rechten Straßenseite passierst du das Omni Parker House, eines der ältesten Hotels von Amerika aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es trägt die Auszeichnung „Historic Hotels of America“. Du kannst einen Blick in die edle Lobby werfen.

Auf der linken Straßenseite folgt die Old City Hall von 1865. Das alte Rathaus diente bis 1969 der Stadtverwaltung. Ursprünglich befand sich an dieser Stelle die Boston Latin School. Bekannte Schüler waren die Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung, John Hancock, Samuel Adams und Benjamin Franklin, dessen Bronze-Statue vor dem Gebäude steht, außerdem der Schriftsteller Ralph Waldo Emerson (siehe Tag 12). Der Sockel der Statue trägt die Inschrift: „Benjamin Franklin Born in Boston 17. January 1706 Died in Philadelphia 17. April 1790“. Benjamin Franklin ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte, wenn nicht sogar die Wichtigste. Mehr über Benjamin Franklin gegen Ende dieser Rundreise in Philadelphia (siehe Tag 27).

Am Eingang zum Hof des Rathauses steht die Statue eines Esels. Als sich Andrew Jackson im Jahr 1828 für die Demokratische Partei um das Präsidentenamt bewarb, wurde er von seinen Gegnern als Esel (jackass) verunglimpft. Andrew Jackson drehte den Spieß jedoch um und verwendete den Esel wegen dessen Willensstärke als Symbol auf seinen Wahlplakaten. Der deutschstämmige Karikaturist Thomas Nast griff diese Symbolik im Jahr 1874 erneut auf. Seitdem ist der Esel das Maskottchen der Demokratischen Partei. Andrew Jackson gewann die Präsidentschaftswahl und wurde 7. Präsident der Vereinigten Staaten. Auch das Symbol der Republikanischen Partei, der Elefant, geht auf Thomas Nast zurück. Die Fußabdrücke im Boden gegenüber der Eselstatue tragen die Abbildungen von Elefanten, damit sich die Republikaner in Opposition zum demokratischenEsel stellen können („Stand in Opposition“).

Im weiteren Verlauf der School Street erreichst du den Literary Cultural District und an der Ecke zur Washington Street das ehemalige Gebäude des Old Corner Bookstore, gut zu erkennen am abgeflachten Dachgiebel. Zuletzt befand sich im Erdgeschoss ein mexikanisches Restaurant. In dem Gebäude trafen sich im 19. Jahrhundert angesehene Denker und Schriftsteller wie Nathaniel Hawthorne, der in Boston geborene Ralph Waldo Emerson und Henry David Thoreau (siehe Tag 12). Der Platz vor dem Old Corner Bookstore heißt passenderweise Reader’s Park.

Old South Meeting House

Im Old South Meeting House nahm die Amerikanische Revolution ihren Lauf

In der Washington Street, hinter dem Reader’s Park, fällt der Blick auf das Old South Meeting House von 1729. Ursprünglich als Kirche errichtet, sorgt die Turmspitze vor den Glasfassaden der Hochhäuser für ein interessantes Fotomotiv. Im Old South Meeting House gab Samuel Adams am 16. Dezember 1773 das Signal für die Boston Tea Party („The Boston Tea Party began within these walls“). Für 6 Dollar gibt es eine kleine Ausstellung und den restaurierten und wiederhergestellten Versammlungssaal zu sehen. Die Briten hatten das Gebäude während der Besetzung Bostons im Unabhängigkeitskrieg schwer beschädigt. Die Kirchenbänke und Galerien wurden herausgerissen und als Brennholz verwendet, stattdessen Pferdeboxen und eine Reitschule eingerichtet.

Um die Ecke in der Milk Street befindet sich nach 40 Metern auf der rechten Straßenseite der Geburtsort von Benjamin Franklin. Hierfür verlässt du kurz den Freedom Trail. Wenn du das Old South Meeting House besichtigst, verlässt du das Gebäude ohnehin an der Milk Street. An der Fassade des Hauses mit der Nummer 17 wird in großen Buchstaben auf den Birthplace of Franklin hingewiesen. An der Stelle des Geburtshauses steht heute ein Bürogebäude. Deshalb gehört der Ort auch nicht zum eigentlichen Freedom Trail.

Du gehst um das Old South Meeting House herum zurück zur Washington Street und dort 200 Meter nach rechts. An der State Street triffst du zur Rechten auf ein wunderschönes freistehendes Gebäude inmitten von Wolkenkratzern. Das Old State House aus dem Jahr 1713 war einst Sitz der Kolonial- und der Staatsregierung sowie der Handelsbörse. Übergangsweise diente das Gebäude auch als Rathaus.

Old State House

Das Old State House ist von Hochhäusern eingerahmt

Du folgst dem Freedom Trail rechts um das Old State House herum. Der kleine weiße Balkon an der Ostseite diente der Bekanntgabe offizieller Beschlüsse an die Bürger. Auch die Unabhängigkeitserklärung wurde hier am 18. Juli 1776 verlesen. Unterhalb des Balkons markiert ein Kreis aus Kopfsteinpflaster den Ort, an dem das sogenannte Boston Massaker (Boston Massacre) stattfand. Dabei töteten britische Soldaten am 5. März 1770 fünf Patrioten, nachdem sie von der aufgebrachten Menge provoziert worden waren. Das Museum im Old State House widmet sich dem blutigen Ereignis. Die Bezeichnung als „Boston Massacre“ stammt von Paul Revere (siehe nachfolgend). Der Silberschmied dokumentierte das Vorkommnis in seinem Kupferstich „The bloody massacre“.

Du überquerst die angrenzende große Verkehrskreuzung und folgst dem Freedom Trail 120 Meter entlang der Congress Street. Zur Rechten steht die Faneuil Hall. Auf dem Vorplatz erinnert eine Statue von Samuel Adams an den Helden der Amerikanischen Revolution. Der Sockel trägt die Inschrift „He organized the revolution and signed the declaration of independence“. Der wohlhabende Kaufmann Peter Faneuil schuf die Halle im Jahr 1742 als zentralen Marktplatz. Das Gebäude enthielt aber auch Versammlungsräume für die Verwaltung und diente bis 1822 als erstes Rathaus der Stadt. In der Great Hall im ersten Stock (siehe nachfolgend) versammelten sich die Revolutionäre regelmäßig zu ihren Protesten gegen die britische Krone, was der Faneuil Hall die Ehrenbezeichnung „The Cradle of Liberty“ (Die Wiege der Freiheit) einbrachte. Im Erdgeschoss sind heute Souvenirläden untergebracht.

Du folgst dem Freedom Trail rechts um die Faneuil Hall herum. Dabei passierst du ein Kiosk von „Bostix“. Hier kannst du dich über Abendveranstaltungen informieren. Der Theater District liegt in der Nähe des Boston Common, das Boston Symphony Orchestra spielt im Stadtteil Back Bay (siehe morgen).

Der Eingang zur Great Hall im ersten Stock (2nd floor) der Faneuil Hall liegt auf der Ostseite des Gebäudes. Wenn du die Große Halle betrittst, spürst du den Hauch der Geschichte und die Protestrufe der Aufständischen. Die Versammlungen, welche schließlich die Boston Tea Party auslösten, sprengten jedoch bald die Kapazität der Halle und wurden in das Old South Meeting House (siehe oben) verlegt. Auch nachfolgende Generationen nutzten die Tradition der Great Hall für ihre Zwecke, insbesondere die Gegner der Sklaverei, die Verfechter von Frauenrechten und Gewerkschaften. 1960 hielt John F. Kennedy seine abschließende Wahlkampfrede in der Great Hall.

Quincy Market

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde gegenüber der Faneuil Hall der Quincy Market gebaut. In seinem mittleren Gang gibt es einen großen Food Court. Unter dem zentralen Kuppelbau kannst du dich niederlassen und für den weiteren Verlauf des Freedom Trail stärken.

Du verlässt den Quincy Market wieder über den Westeingang, gehst nach rechts um die Faneuil Hall herum und überquerst die North Street. Folge dem Freedom Trail entlang der Union Street. Du kannst auch parallel zur Union Street durch den Union Street Park laufen. Nach 100 Metern erreichst du das New England Holocaust Memorial. Das 1995 errichtete Denkmal besteht aus sechs gläsernen Türmen, je ein Turm steht symbolisch für ein Massenvernichtungslager. Auf den Außenwänden sind Nummern eingraviert, die für die 6 Millionen Opfer des Holocaust stehen. Du kannst unter den Türmen hindurchgehen. Eine Million Todesopfer je Durchgang verdeutlichen die Menschenverachtung der Nationalsozialisten und machen fassungslos. Im Inneren der Türme sind Zitate und Geschichten von Überlebenden des Holocaust angebracht.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Union Street befindet sich das alte (ye olde) Union Oyster House (oyster = Auster), das älteste durchgängig betriebene Restaurant der Vereinigten Staaten. Ein Teil des Gebäudes geht auf das Jahr 1717 zurück. Das Restaurant besteht seit 1826 ohne Unterbrechung und kann mit einer interessanten Anekdote aufwarten: Ein gewisser Charles Forster hatte die Idee, mit massenhaft hergestellten Zahnstochern Geld zu verdienen. Zunächst war jedoch niemand gewillt, für einen Gegenstand, den man sich selbst schnitzen konnte und der nach einmaliger Verwendung weggeworfen wird, zu bezahlen. Also heuerte Forster Studenten von der benachbarten Harvard Universität an, sie sollten nach dem Essen im Union Oyster House nach Zahnstochern fragen. Weil der Wirt dem Wunsch nicht nachkommen konnte, verließen die Studenten das Restaurant mit aufgesetzter Verärgerung. Ein paar Tage später erschien Forster mit seinen Zahnstochern und fand in dem Wirt einen dankbaren Abnehmer. Forster Manufactoring entwickelte sich zu einem führenden Hersteller von Zahnstochern.

Der Freedom Trail zwängt sich nach rechts durch die schmale, kopfsteingepflasterte Marshall Street, vorbei an der Bell in Hand Tavern. Der Name „Bell in Hand“ geht zurück auf den ersten Besitzer, der als Stadtschreier mit einer Glocke in der Hand (bell in hand) die neuesten Nachrichten bekannt machte, so auch die Geschehnisse während der Boston Tea Party (siehe morgen).

Weiter geht es nach rechts in die Hanover Street. Folge dem Freedom Trail schräg durch den North End Park. Ohne es zu merken, überquerst du dabei die Stadtautobahn, die im Zuge des Big Dig unter die Erde verlegt wurde und einen kilometerlangen Grünstreifen möglich machte, den Rose F. Kennedy Greenway, benannt nach der Mutter des ehemaligen Präsidenten. Beim Blick zurück über die Grünfläche hast du eine großartige Aussicht auf die Skyline von Boston.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Parks verläuft der Freedom Trail durch das North End, den ältesten Stadtteil von Boston und seinerzeit das Ziel vieler Immigranten aus Europa. Zwischen Salem Street und Hanover Street erstreckt sich heute Little Italy. Pfeile weisen die Richtung nach Venedig, Florenz und Sizilien. Wunderschöne Straßenlaternen mit roter Verglasung säumen die Straßen dieses gepflegten, historischen Stadtviertels.

Little Italy

Straßenlaterne in Little Italy

Gegenüber der italienischen Kirche Sacred Heart befindet sich auf der linken Straßenseite das Paul Revere House, das Wohnhaus des Helden der Amerikanischen Revolution (siehe nachfolgend).

Das nächste Ziel auf dem Freedom Trail ist die Paul Revere Mall. Das Paul Revere Monument inmitten des kleinen Parks zeigt den Patrioten auf seinem Pferd und erinnert an den mitternächtlichen Ritt nach Lexington (siehe nachfolgend).

Am anderen Ende des Parks überquerst du die Unity Street und gelangst auf das Areal der Old North Church. Zur Rechten entdeckst du zunächst die kleine Gedenkstätte „Old North Memorial Garden“. Tausende Dog Tags, wie die Erkennungsmarken von Soldaten genannt werden, sind dort aufgehängt. Jede Marke steht für einen im Irak oder Afghanistan gefallenen amerikanischen Soldaten. Auch wenn es nicht so erscheint, es sind fast 7000 Marken! Rote Blumen symbolisieren das Blutvergießen, während eine weiße Blume für die Hoffnung auf Frieden steht. Die Vogeltränke verkörpert das „Wasser des Lebens“. Am Fuß der Vogeltränke ist ein Friedensstein platziert. Auf Kieselsteinen sind die Zahlen der gefallenen Soldaten nach Jahren vermerkt, außerdem die Todesopfer bestimmter Ereignisse, wie dem amerikanischen Bürgerkrieg.

Gegenüber, im Clough House, lädt Captain Jackson („Captain“ ist ein Vorname) ein, Schokolade zu probieren, hergestellt nach alter Tradition. Der Kaufmann Captain Jackson war Mitglied der Old North Church. In Boston war es zur Kolonialzeit sehr populär, Schokolade zu trinken. Das Clough House wurde ca. 1712 bis 1715 errichtet und ist eines der ältesten Wohnhäuser Bostons. Die Besichtigung mit Schokoladenverkostung ist im Eintrittspreis der Führung durch die Old North Church enthalten.

Du folgst dem Freedom Trail entlang der Kirchenmauer bis zur Salem Street, wo sich der Eingang der Old North Church befindet, der ältesten Kirche Bostons von 1723. Sie hatte eine besondere Bedeutung in der Unabhängigkeitsbewegung.

Für 10 Dollar kannst du eine Führung durch die Old North Church buchen, die auch in die enge Gruft unter der Kirche und in den Kirchturm führt. Der Glockenturm und das Laternenfenster sind nicht Teil der Tour.

Der Mitternachtsritt von Paul Revere

Paul Revere war nicht nur Silberschmied, sondern auch als Kurier-Reiter tätig. Er transportierte Nachrichten und wichtige Dokumente bis nach New York und Philadelphia. Die Old North Church und die Aussicht vom Kirchturm kannte er gut, weil er dort auch als Glöckner tätig war. Er wusste, dass ein Licht im Kirchturm weithin sichtbar war.

Als am 18. April 1775 durchsickerte, dass die britischen Truppen planten, von Boston nach Lexington und Concord auszurücken, wo sich ein Waffenlager der Aufständischen befand, entwarf Paul Revere einen Plan. Im Fenster des Kirchturms sollten Laternen (lanterns) aufgestellt werden. Eine Laterne sollte bedeuten, dass die britischen Truppen auf dem Landweg vorrücken, zwei Laternen sollten für den Weg über den Charles River stehen. Die britischen Truppen wählten den Weg über den Fluss. Aus diesem Grund zeigt das Logo der Old North Church heute zwei Laternen und den Text „One if by Land, Two if by Sea“.

Der Plan von Paul Revere ging auf. Als die Patrioten in den umliegenden Gegenden das Licht der Laternen sahen, verbreiteten sie die Nachricht umgehend weiter. Paul Revere selbst schwang sich auf sein Pferd, um die Milizen in Lexington und Concord vor den anrückenden britischen Truppen zu warnen. Um Mitternacht erreichte er Lexington. Dieser Ritt ist als Mitternachtsritt (midnight ride) in die Geschichte eingegangen und gehört zum Grundwissen jedes amerikanischen Schülers. In Lexington und Concord fielen am 19. April 1775 die ersten Schüsse im Unabhängigkeitskrieg (siehe Tag 11 und Tag 12). Eine Original-Laterne kann im Museum von Concord/MA bewundert werden (siehe Tag 12). Die zweite Laterne ist verschollen.

Dass die Old North Church und Paul Revere heute diesen Bekanntheitsgrad haben, ist vermutlich auf Henry Wadsworth Longfellow und sein Gedicht „Paul Revere’s Ride“ zurückzuführen. Das Gedicht von 1860 war ein vergeblicher Appell an die Vertreter der Nordund Südstaaten kurz vor Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs, sich an ihre gemeinsame Vergangenheit im Kampf um die Unabhängigkeit Amerikas zu erinnern.

Die ersten Zeilen lauten:
Listen, my children, and you shall hear
Of the midnight ride of Paul Revere.

Old North Church

Das berühmte Laternenfenster der Old North Church

Bis zum Bunker Hill Monument sind es jetzt noch 1,6 Kilometer. Damit du das Monument rechtzeitig erreichst, solltest du etwa eine Stunde vor Ausgabeschluss für die Tickets an der Old North Church losgehen. Auch wenn du es nicht rechtzeitig schaffen solltest, sind das Bunker Hill Monument und die USS Constitution den verbleibenden Fußweg wert, zumal der Rückweg nach Boston mit dem Schiff erfolgt und eine fantastische Aussicht auf die Stadt bietet. Bis zum Wasser-Shuttle liegen noch insgesamt 2,5 Kilometer Fußweg vor dir.

Gegenüber der Old North Church verläuft der Freedom Trail die Hull Street leicht bergauf. Beim Blick zurück hast du eine gute Sicht auf den Kirchturm (steeple) und das Laternenfenster der Old North Church. Der ursprüngliche Kirchturm wurde allerdings bei einem Sturm zerstört und wieder aufgebaut.

Zur Rechten passierst du den Copp’s Hill Burying Ground, von wo britische Soldaten am 17. Juni 1775 bei der Schlacht vom Bunker Hill die Stellungen der amerikanischen Rebellen auf der gegenüberliegenden Seite des Charles River unter Kanonenfeuer nahmen (siehe nachfolgend).

Im weiteren Verlauf überquert der Freedom Trail den Charles River auf der Charlestown Bridge.

Der Freedom Trail beschreibt in Charlestown eine Schleife. Nach der Charlestown Bridge teilt sich der Weg. Du wählst den direkten Weg geradeaus zum Bunker Hill Monument, überquerst die Chelsea Street an der Ampel und gehst schräg durch den gegenüber liegenden City Square Park.

Vom City Square Park verläuft der Freedom Trail zunächst leicht bergauf durch ein ansehnliches Stadtviertel. An der Winthrop Square, einem kleinen Park, versammelten sich die amerikanischen Einheiten, bevor sie den Briten bei der Schlacht vom Bunker Hill entgegentraten. Das Herzstück des Parks ist das Denkmal für die gefallenen Soldaten von Charlestown.

Am Ausgang der Winthrop Square teilt sich der Freedom Trail erneut. Du folgst der Winthrop Street die letzten Meter hinauf zum Bunker Hill Monument. Der Zutritt zum Obelisken ist kostenlos, im Frühjahr und Herbst werden jedoch uhrzeitabhängige Tickets vergeben. Am besten gehst du zuerst ins Bunker Hill Museum und fragst nach Tickets. Dann erfährst du, ob an diesem Tag überhaupt Tickets erforderlich sind. Am Obelisken selbst gibt es keine Tickets.

Bunker Hill Monument

Am Bunker Hill Monument endet der Freedom Trail

Das Bunker Hill Monument erinnert an die Schlacht vom Bunker Hill (The Battle of Bunker Hill) am 17. Juni 1775, zwei Monate nach den ersten Kämpfen bei Lexington und Concord. Zwar unterlagen die amerikanischen Milizen bei dieser ersten großen Schlacht des Unabhängigkeitskriegs, aber die britischen Truppen hatten große Verluste zu verzeichnen. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass eine improvisierte Armee einen derartigen Widerstand leisten kann. Für die amerikanischen Patrioten war es ein moralischer Sieg, der auf den weiteren Verlauf des Unabhängigkeitskriegs ausstrahlte. Sie hatten bewiesen, dass sie es mit den britischen Truppen aufnehmen konnten.

Das Bunker Hill Monument wurde zu Ehren der Patrioten, die sich für die Freiheit opferten, auf dem Breed’s Hill errichtet. Der namensgebende Bunker Hill befindet sich in der Nähe. Auf dem Weg vom Museum zum Obelisken kommst du an der Statue von Colonel William Prescott vorbei, der die amerikanischen Einheiten in der Schlacht vom Bunker Hill anführte. Prescott sollte eigentlich den in der Nähe gelegenen Bunker Hill sichern, entschied sich jedoch für den höher gelegenen und besser zu verteidigenden Breed’s Hill. Aus diesem Grund steht das Bunker Hill Monument nicht auf dem Bunker Hill, sondern auf dem Breed’s Hill.

Und noch eine Geschichte rankt sich um die Schlacht vom Bunker Hill. Weil die amerikanischen Einheiten über zu wenig Munition verfügten, mussten sie sparsam damit umgehen. Colonel Prescott soll deshalb verfügt haben, erst zu schießen, wenn das Weiße in den Augen des Gegners zu sehen sei. Sein Ausspruch „Don’t fire till you see the whites of their eyes!“ ist in die Geschichte eingegangen.

Den Grundstein für den Obelisken legte der Marquis de Lafayette (siehe Tag 24) am 50. Jahrestag der Schlacht im Jahr 1825. Die Einweihung des Monuments erfolgte am 17. Juni 1843, dem 68. Jahrestag der Schlacht. Über 100.000 Besucher und sogar elf noch lebende Veteranen wohnten der Zeremonie bei.

In der Ausstellungshalle hinter dem Obelisken werden Personen geehrt, die sich bei der Schlacht vom Bunker Hill und für die Amerikanische Revolution verdient gemacht haben. Insbesondere hängt dort ein Bild von Colonel John Stark (Stichwort: „Live free or die“, siehe Tag 12), der das Regiment aus New Hampshire anführte.

Auf dem Weg zur Spitze des Obelisken verengen sich die 294 Treppenstufen. Oben angekommen kannst du die grandiose Aussicht über den Boston Inner Harbor und die Skyline der Stadt genießen. Im Hafen siehst du das Segelkriegsschiff USS Constitution, das letzte Ziel auf dem Freedom Trail. Etwas weiter links befindet sich die Anlegestelle für das Wasser-Shuttle, das dich später zurück nach Boston bringen wird.

Nach der Besichtigung des Monuments folgst du dem Freedom Trail zurück zur Winthrop Square und dort dem anderen Zweig nach links durch die Adams Street. Am Ende der Chestnut Street unterquert ein Fußgängertunnel den Highway 1. Nach der Unterführung hältst du dich links und erreichst schließlich das Hafenareal am Charles River.

Bis ins Jahr 1974 wurden an der Charlestown Navy Yard Schiffe der US-Marine gebaut und gewartet. Heute liegt dort die USS Constitution, liebevoll auch Old Ironsides (altes Eisen) genannt, das älteste amerikanische Kriegsschiff. Der Dreimaster lief 1797 vom Stapel und war unter anderem im Bürgerkrieg (siehe Tag 19) und im Krieg von 1812 (siehe Tag 22) im Einsatz. Das heutige Museumsschiff wird von Marinesoldaten gehegt und gepflegt. Nur noch etwa drei bis fünf Mal jährlich läuft das Schiff aus und auch dann nur für wenige Meilen.

Der Eintritt ist frei. Das Schiffsdeck kann die meiste Zeit des Jahres bis 18 Uhr betreten werden, in der kalten Jahreszeit endet die Besichtigungszeit früher. Montags und manchmal auch dienstags ist Ruhetag. Da es sich um ein militärisches Objekt handelt, ist ein Sicherheitscheck obligatorisch.

An Bord der USS Constitution kannst du für 25 Dollar eine amerikanische Flagge made in USA erwerben. Nach dem Kauf darfst du die Flagge gemeinsam mit einem Marinesoldaten über dem Schiff hissen. Ein Zertifikat bestätigt, dass deine Flagge über der USS Constitution wehte.

USS Constitution

Hier könnte auch deine Flagge wehen

Herzlichen Glückwunsch! Du hast es geschafft und den gesamten Freedom Trail absolviert. Zurück nach Boston fährst du mit dem Wasser-Shuttle (Water Shuttle). Zur Anlegestelle „Charlestown Navy Yard Ferry Terminal“ gehst du links um das USS Constitution Museum herum. Die Charlestown Commuter Ferry bringt dich in nur 10 Minuten zur Long Wharf in Boston. Die Schiffe gehören zur MBTA (Massachusetts Bay Transportation Authority) und verkehren im Abstand von 15 bzw. 30 Minuten. Die einfache Fahrt kostet nur 3,70 Dollar. Unterwegs bietet sich ein wunderschöner Blick auf Boston.

Von der Anlegestelle an der Long Wharf sind es nur wenige Meter bis zur U-Bahn-Station Aquarium. Die U-Bahn-Stationen sind an einem eingekreisten „T“ – für „Transportation“ – zu erkennen.

Du gehst jedoch zunächst um das backsteinfarbene Marriott-Hotel herum zum Christopher Columbus Waterfront Park. Der Park beherbergt neben einer Statue des berühmten Seefahrers den Rose F. Kennedy Rose Garden (Rosengarten), zu Ehren der Gold Star Mothers. Dabei handelt es sich um Mütter, die einen Sohn oder eine Tochter im Dienst der US-Armee verloren haben. Der Begriff geht zurück auf den Brauch, Flaggen mit blauen und goldenen Sternen aufzuhängen, wobei ein blauer Stern für einen lebenden Armeeangehörigen und ein goldener Stern für ein gefallenes Familienmitglied steht. Die American Gold Star Mothers Inc unterstützt seit dem ersten Weltkrieg hilfesuchende Mütter. Am letzten Sonntag im September wird der Gold Star Mothers Day abgehalten. Rose F. Kennedy ist die Mutter von John F. Kennedy. Sie wurde im North End geboren und war selbst eine Gold Star Mother. Ihr Sohn Joseph Patrick starb im 2. Weltkrieg.

Du gehst zurück zur U-Bahn-Station Aquarium und löst eine einfache Fahrt für 2,90 Dollar. Mit der blauen Linie fährst du zwei Stationen Richtung Bowdoin bis zur Station Gov’t Center, wo du in die grüne Linie umsteigst. Bis zur Station Park Street ist es nur eine Haltestelle. Von dort läufst du Richtung Brewer Fountain (fountain = Springbrunnen) geradeaus durch den Boston Common zur Parkgarage.

Ausschnitt aus dem Subway-Plan von Boston

  • Übernachtung in Boston (2. Nacht von 3)

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