Capri

Traumhaft, auch ohne Blaue Grotte

„Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt“ – wer kennt es nicht, das Lied von den Capri-Fischern und der Sehnsucht nach Sonne und Dolce Vita. Ich musste viele Jahrzehnte warten, um Capri einmal zu erleben. Endlich war es soweit. Von der kleinen Marina di Aequa, nur wenige Meter vom Campingplatz Sant’Antonio entfernt, startete das Schiff. Die Tickets können am Campingplatz erworben werden. Nach einem Zwischenstopp in Sorrento nahm das Boot Kurs auf Capri. Wer nach Capri fährt, will natürlich auch die blaue Grotte erleben. Dafür ist es wichtig zu wissen, dass man die Tickets für diese zusätzliche Bootsfahrt gleich nach der Ankunft auf Capri an der Marina Grande kaufen sollte. Ende September war es so, dass Fahrten zur blaue Grotte nur bis 14 Uhr erfolgten.
Auf Capri herrscht regelmäßig großes Gedränge. Angeblich besuchen täglich bis zu 40.000 Touristen die Insel, vielleicht sind es auch 100.000 in Spitzenzeiten, wenn in Neapel die Kreuzfahrtschiffe anlegen. Diese Touristen kämpfen dann um die begrenzten Plätze in den Bussen, Taxis und beim Besuch der blauen Grotte. Und so waren wir für das Angebot eines italienischen Touristenführers aufgeschlossen, der auf dem Schiff eine Rundtour auf Capri anbot, bei der man sich selbst um nichts kümmern musste. Das hat in der Gesamtbetrachtung zwar ganz gut funktioniert, allerdings mit einem kleinen Schönheitsfehler. Dazu gleich mehr.
Nachdem das Boot in der Marina Grande angelegt hatte, wurden wir sogleich mit einem Bus über die Bergstraße nach Anacapri gefahren. Anacapri bedeutet übersetzt „Ober-Capri“, weil es auf dem Berg liegt. Die Insel war im September zwar nicht so überlaufen wie befürchtet, aber dennoch gut besucht. Dank des Touristenführers mussten wir nur 10 Minuten warten, um in einen der für die engen Straßen ausgelegten schmalen Busse zu gelangen. Ob es ohne den Touristenführer so schnell gegangen wäre, kann ich nicht sagen. Es war jedoch stressfreier, weil ich mich ausnahmsweise mal nicht um die Organisation des Tages kümmern musste.
In Anacapri hatten wir einen längeren Aufenthalt. Mit dem Sessellift Seggiovia al Monte fuhren wir zunächst auf den 589 Meter hohen Monte Solaro. Von dort hat man einen schönen Rundumblick, auf den Ort Capri und die Faraglioni-Felsen im Osten und auf Anacapri mit der Küste im Norden des Insel, wo sich die blaue Grotte befindet. Zurück im Ort bummelten wir durch die malerische und gepflegte Fußgängerzone von Anacapri. Besonders sehenswert war die Chiesa di San Michele. Der Kirchenfußboden ist ein riesiges Majolika-Gemälde von 1761 und kann nur über Fußgängerstege betreten werden. Über eine enge Wendeltreppe gelangt man auf die Orgel-Empore, von wo der Blick auf das Mosaik besonders schön ist. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen.
Nahe der zentralen Piazza Vittoria warf ich einen kurzen Blick in das Leading Hotel Capri Palace. Angeblich kostet dort eine Übernachtung bis zu 10.000 Euro. Die Insel Capri kennt wohl auch solche Exzesse. Inzwischen war unser Touristenführer verschwunden. Er wurde durch eine andere Person ersetzt. Uns schwante Böses, war die Zeit doch schon fortgeschritten und wir hatten die blaue Grotte noch nicht gesehen. Schließlich fuhren wir mit dem Bus zurück nach Capri, um den Hauptort der Insel kennenzulernen. Capri hat mir allerdings nicht so gut gefallen wie Anacapri. Capri ist zu pompös, hat zu viele hochpreisige Markenläden. Das passt irgendwie nicht in die Landschaft. Anacapri dagegen hatte einen besonderen Charme. Schließlich fuhren wir mit dem Bus wieder hinunter zur Marina Grande, denn es sollte zur blauen Grotte gehen. Das hatte uns der mit offiziellen Ausweismarken dekorierte Touristenführer schließlich fortwährend versprochen. Die Funicolare, eine Schienenseilbahn, mit der viele Touristen von der Marina Grande in das höher gelegene Capri und zurück fahren, benötigten wir also nicht.
In der Marina Grande lösten wir ein Schiffticket und hofften trotz erheblicher Skepsis immer noch, die blaue Grotte zu erleben. Die Inselrundfahrt war – neben Anacapri – das Schönste an der Capri-Tour. Wir passierten wunderschöne Buchten, in denen sündhaft teure Yachten ankerten, eine Meerjungfrau, die von einem Felsen herüberwinkte, und einen natürlichen Felsenbogen, der mich an den Arches Nationalpark in Utah erinnerte. Besonders schön war die Passage durch das Wahrzeichen von Capri, die aus dem Wasser ragenden Faraglioni-Felsen. An den Steilklippen rund um die Insel befinden sich mehrere Häuser namhafter Modedesigner, die es sich leisten können, aber auch das Anwesen von Sophia Loren. Nach dem Leuchtturm an der Südwestspitze der Insel steuerten wir auf die blaue Grotte zu. Diese war zu diesem Zeitpunkt am Nachmittag aber bereits geschlossen und wenn wir des Italienischen mächtig gewesen wären, hätten wir gewusst, dass das Schiff die blaue Grotte nur passiert, dort aber keinen Halt macht. Es wäre schon zeitlich unmöglich gewesen, die vielen Gäste in Ruderboote umsteigen zu lassen und in die blaue Grotte zu bringen. Die Tour hieß schließlich auch „Giro Isola senza sosta alla Grotta Azzurra“ (Insel-Tour ohne Halt an der blauen Grotte). Die blaue Grotte war von dem Touristenführer, der sich später „aus dem Staub machte“, also zu keiner Zeit wirklich eingeplant. Er hat uns etwas an der Nase herumgeführt. Denn – wie gesagt – man hätte gleich am Morgen die Tickets zur blauen Grotte kaufen und die Tour am Vormittag antreten müssen. Aber so sind sie, die Italiener, Schlawiner halt.
In der Nachbetrachtung war aber alles gut. Wir mussten uns um nichts kümmern und haben einen guten Überblick über die Schönheiten von Capri bekommen. Die blaue Grotte hätte vermutlich auch zu viel Zeit in Anspruch genommen. Wenn man die blaue Grotte besuchen möchte, sollte man zwei Tage auf Capri einplanen. Dort gibt es auch preiswertere Bed & Breakfasts für rund 100 Euro pro Nacht. Immerhin hatten wir an der Amalfitana die Grotta dello Smeralda (Smaragdgrotte) besucht. Laut Reiseführer soll diese der blauen Grotte in nichts nachstehen.



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