Similaun, 3606 m (Ötzi-Tour von Vent ins Schnalstal)

Samstag, 19. August 2023

Auf den Spuren der Gletscher-Mumie

Der Similaun ist mit 3606 Meter Höhe der siebthöchste Gipfel Österreichs. Der Berg ist aber auch eng verknüpft mit Ötzi, der Gletscher-Mumie, deren sterbliche Überreste 1991 in der Nähe gefunden wurden.

Unser Ziel war, auf den Spuren von Ötzi vom Oetztal ins Schnalstal zu wandern, dabei der Fundstelle von Ötzi einen Besuch abzustatten und den Similaun-Gipfel zu besteigen.

Wir sind mit dem Zug über Innsbruck nach Oetztal-Bahnhof gefahren und von dort mit dem Bus bis ans hintere Ende des Ötztals nach Vent. Vom Bergsteigerdorf Vent wanderten wir über die Martin-Busch-Hütte zur Similaunhütte, auf 3019 m Höhe an Niederjoch gelegen. Bis zur Martin-Busch-Hütte benötigten wir zweieinhalb Stunden. Nach einer kurzen Pause mit Apfelstrudel machten wir uns auf den zweiten Teil des Anmarschwegs zur Similaunhütte, wo wir zwei Übernachtungen gebucht hatten. Unterwegs wurden wir von einem kräftigen Gewitter geduscht und unsere Ponchos machten sich bezahlt. Nach zwei Stunden erreichten wir unser Übernachtungsziel.

Am nächsten Tag wanderten wir in etwa eineinhalb Stunden zur Ötzi-Fundstelle am Tisenjoch. Dort befindet sich ein Denkmal. Die eigentliche Fundstelle ist aber 70 Meter entfernt und mit roter Farbe markiert. Das Denkmal soll angeblich dort platziert worden sein, damit man es vom Tal besser erkennen kann. Wenn nicht bereits andere Wanderer vor Ort sind, ist die Ötzi-Fundstelle nicht gleich zu finden, sie ist aber mit roter Farbe markiert. Die beigefügten Fotos helfen hoffentlich bei der Suche. An der Fundstelle befindet sich auch eine Webcam der Universität Innsbruck. Alle 30 Minuten wird ein Bild aufgenommen. Und wie es der Zufall will, fanden wir unser Bild am übernächsten Tag im „Ötzi-Museum“ in Bozen wieder.

Wir gingen noch 20 Minuten weiter bis zum Hauslabjoch, von wo sich ein herrlicher Blick auf den Hochjoch-Ferner, die Weißkugel und die Wildspitze bot. Auf die benachbarte Finailspitze, mit 3514 m der achtzehnthöchste Gipfel von Österreich, haben wir verzichtet. Wir wollten es vor der für den nächsten Tag geplanten Tour auf den Similaun nicht übertreiben. Man muss auch ehrlich zugeben, dass das brüchige Gestein in dieser Hochgebirgsregion nicht einfach zu erklettern ist. Der Tag sollte auch der Aklimatisierung dienen.

Den Abend verbrachten wir in gemütlicher Runde auf der Similaunhütte. Der Hüttenwirt erzählte, wie das damals war, als Ötzi gefunden wurde. Natürlich hatte im ersten Moment niemand an eine über 5000 Jahre alte Mumie gedacht. Vielmehr vermutete man einen verunglückten Bergsteiger. Bestimmt „muss“ der Hüttenwirt diese Story seit über drei Jahrzehnten immer wieder erzählen. Im Museum finden sich dann auch Filmaufnahmen von damals. Da war auch er noch jünger.

Am nächsten Tag starteten wir um 6:30 Uhr auf den Similaun. Der Niederjoch-Ferner war fast schneefrei (ausgeapert) und oberhalb nach dem Gletscher war etwas Kletterei angesagt. Insgesamt ist das jedoch eine einfache Tour, allerdings sollte man über den Gletscher immer am Seil gehen. Man weiß ja nie, wo eine Spalte unter einem liegt. Auch hatten wir das beste Wetter, das man sich vorstellen kann. Bei schlechterem Wetter kann es schnell ungemütlich werden. Warme Hochtourenbekleidung ist deshalb unbedingt erforderlich. Windig ist es da oben sowieso meistens. Da wir den Similaun und den Gletscher aber nicht kannten, hatten wir einen Bergführer engagiert. Sicher ist sicher und das Wetter hätte ja auch nicht so perfekt sein können. Thomas, der Bruder des Hüttenwirts der Similaunhütte, hat das toll gemacht und wir haben viel über die gegenseitige Sicherung am Gletscher gelernt. Er hat nicht nur Dienst nach Vorschrift gemacht und uns sogar Knoten und Eisschrauben erklärt. Wer einmal auf den Similaun möchte, ruft am besten einfach auf der Similaunhütte an und fragt nach Thomas.

Die ersten Meter von der Similaunhütte bis zum Beginn des Gletschers, wo wir die Steigeisen anlegten, führten bergab. Früher war das anders. Da reichte der Niederjoch-Ferner noch weiter hinunter und man konnte von der Similaunhütte fast geradeaus laufen, so unser Bergführer. Thomas war bereits ungefähr 400 Mal auf dem Gipfel des Similaun.

Nach kurzer Zeit auf dem Gletscher sicherten wir uns am Seil. Einen Eispickel hatte jedoch nur Thomas dabei. Wir konnten die Tour genießen und uns auf ihn verlassen. Am Ende des Gletschers deponierten wir die Steigeisen. Die Stöcke führten wir noch eine Weile mit uns, bevor die Kraxelei auf den Gipfel mehr wurde. Aber alles kein Problem. Der Similaun ist nicht wirklich eine Herausforderung, aber dennoch ein besonderer Berg, allein schon wegen seiner Assoziation mit Ötzi. Auf dem Rückweg führte uns Thomas bewusst an einigen Gletscherspalten vorbei. Den größten Eindruck der gesamten Tour haben auf mich die gewaltigen, bläulich leuchtenden Wassermassen gemacht, die sich ihren Weg durch das Eis bahnen und tiefe Furchen gegraben haben. Da wird einem der Gletscherschwund so richtig bewusst. Am Ende dieser Seite habe ich dazu ein kurzes Video beigefügt.

Schließlich wanderten wir auf Ötzis Spuren hinunter nach Vernagt im Schnalstal. Der Weg talwärts zog sich gewaltig. Die dreistündige Hatscherei war der anstrengendste Teil dieser Tage. Von Vernagt fuhren wir mit dem Bus durch das enge Schnalstal nach Naturns und weiter mit dem Zug nach Bozen.

Am nächsten Vormittag besichtigten wir das Südtiroler Archäologiemuseum, wo wir die Original-Gletschermumie in der Kühlkammer in Augenschein nehmen konnten. Wenn Ötzi gewusst hätte, dass er mal so endet... Fotografieren ist in diesem Raum des Museums verständlicherweise nicht erlaubt.
Das Museum ist wirklich toll gemacht. Die Informationen sind spannend und beschränken sich auf das Wesentliche. Der Besucher wird nicht überfordert. Prädikat: Sehr empfehlenswert. Vor dem Museum bilden sich deshalb regelmäßig lange Schlangen. Wohl dem, der seinen Besuchstermin zuvor online reserviert hat.
Nach dem Museumsbesuch gönnten wir uns noch italienische Spezialitäten in der Bar „Spizzico“ direkt gegenüber. Die Bar ist erstaunlich preiswert für diese Lage.

Von Bozen gelangt man sehr gut mit dem Zug zurück zum Brenner und weiter nach Innsbruck. Dazu löst man zunächst ein Zugticket bis zum Brenner. Am Brenner wechselt man den Bahnsteig auf die österreichische Seite und löst ein Ticket für die S-Bahn nach Innsbruck und weiter. Von Bozen fährt auch ein Flixbus nach München oder Garmisch-Partenkirchen. Die Flixbus-Haltestelle befindet sich jedoch nicht am Bahnhof in Bozen. Vielmehr muss man erst mit dem Bus zum Messegelände nach Bozen-Süd fahren. Die Start-Bushaltestelle befindet sich neben der Talferbrücke über den Talferbach ganz in der Nähe des Archäologiemuseums. Das wird sich aber ändern, denn das Archäologiemuseum soll an anderer Stelle neu gebaut werden und wird dann umziehen.

Zum Schluss noch ein kurzes YouTube-Video.

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